IGAS-Workshop «Hofdünger effizient nutzen / Absenkpfad Nährstoffverluste» am 16.Mai 2022 in Chur
Die Bündner Bauern haben grosse Ambitionen: Sie wollen den ersten klimaneutralen Agrar-Kanton ermöglichen. Auf dem Weg dazu sind sie – und das sprichwörtlich mit Hochdruck.
Emsige Betriebschaft herrscht auf Andreas Mehli’s Hof unweit vom Churer Zentrum entfernt: Mitarbeiter und Forschende werken an hochmodernen Anlagen, Camions an Gabelstapler frequentieren sich und regelmässig dröhnt ein Piepen oder Knarren über das Areal. Es liegt hier ein grosser Pioniergeist in der Luft.
Eine illustre Workshop-Teilnehmerschaft aus Landwirtschaft, Lohnunternehmen, Verbänden, Bund und Forschungsanstalten trifft sich hier und staunt, wo bereits die Zukunft begonnen hat. Andres Mehli nennt sich selber Klimabauer – und das mit Recht: In Zusammenarbeit mit dem Bundesamt für Energie (BFE), GRegio Energie (GE), der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften (ZHAW) und der Fachhochschule Nordwestschweiz (FHNW) wurden und werden auf dem Hof mehrere zukunftsweisende Innovationen realisiert, um zwei der grössten Hürden der Landwirtschaft zu überwinden:
Dünger- Überschuss und Nährstoffverluste. (http://www.andreasmehli.ch und https://kuhrerhof.ch/philosophie-klimafarming).
Zentral werden mittels verschiedener Anlagen die Herstellung von Syngas (synthetisches Gas), Biogas und Biokohle vorangetrieben und somit wichtige Kreisläufe geschlossen (https://gregio.ch/produkt/flexbio-festbettfermenterbiogas): Syngas wird durch Vergasung von Biomasse hergestellt, welches einen Verbrennungsmotor antreibt und mittels finnischer Volter-Anlage zu Wärme und Strom umgewandelt wird. Die deutsche Flexbio-Anlage vergärt Biomasse zu Biogas als Energiequelle zum Heizen oder Stromgewinnung. Zudem kann der Überschuss ins Gasnetz eingespiesen werden und Gärreste als Abfallprodukt können als hochwertiger Dünger wiederverwendet werden. Das Prunkstück zu Guter Letzt: Der Prototyp eines Hydrothermalen Carbonisierungs-( HTC) Reaktors wurde bereits
2020 realisiert und wird nun für den breiteren Markt weiterentwickelt. Grundlegend wird dabei aus nasser und nicht-verholzter Biomasse (Hofdünger, Klärschlamm, Speisreste, industrielle organische Biomasse-Abfälle) unter 20 bar Druck und 200 Grad Celsius Biokohle hergestellt, welche dank guter Heizwerte Wärme und Elektrizität erzeugen kann. Alternativ kann Biokohle zur Herstellung von Aktivkohle verwendet werden, welches als Ausgangsstoff für Kläranlagen- oder Biogasaufbereitungs-Filter eingesetzt werden kann. Aber auch zur Bodenverbesserung kann sie im Oberboden eingearbeitet werden, um Nährstoffe und CO2 zu binden.
Zum Workshop-Abschluss ein Zitat von Michel Darbellay (SBV): «Wir können nur begrüssen, dass solche mutigen Pioniere an praktischen Lösungen für eine bessere Ressourceneffizienz arbeiten. Wir müssen sie ermutigen, damit die Innovationen von heute zu den Lösungen von morgen werden können. Die Technologie und das Knowhow sind vorhanden. Wir müssen den Wissenstransfer gewährleisten und die notwendigen Hebel in Bewegung setzen, um die Landwirtschaft für die Zukunft zu stärken».
n Jürg Frick
Alle Workshop-Präsentationen sind unter: https://www.igas-cisa.ch/ueber-uns/ zu finden.